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Verleihung des Ludwig-Feuerbach-Preises 2004
(Rede des 2. Vorsitzenden des bfg Bayern, Dietmar Michalke)

Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Herr Prof. Buggle,
als stellv. Vorsitzender des bfg Bayern möchte ich ganz herzliche Grüße und Glückwünsche dieses bayerischen Dachverbandes überbringen. Ferner möchte ich Sie auch vom Präsidenten des Dachverbandes Freier Weltanschauungsgemeinschaften Dr. Volker Müller grüßen, der heute leider nicht kommen konnte.
Bevor ich nun den Ludwig-Feuerbach-Preis überreiche, möchte ich noch auf die Medaille hinweisen, die dazu gehört. Sie trägt auf der Rückseite ein Zitat von Feuerbach, das wir zum Leitspruch dieses Preises gewählt haben. Es lautet:
„Willst du Gutes tun, dann tue es für den Menschen“.
Warum sehen wir in den bibelkritischen Arbeiten von Herrn Prof. Buggle ein Wirken, das den Menschen zugute kommt?
Das liegt daran, dass die Kirchen die Bibel immer noch mehr oder weniger deutlich als das Wort Gottes ausgeben. Darum beanspruchen die Kirchen in unserer Gesellschaft quasi ein Ethik-Monopol: Ohne Religion könne es ja keine Moral geben, so wird gesagt. Und aus diesem Anspruch heraus versuchen Christen in unserem Lande, ihre Moralvorstellungen zu Themen wie Familie, Sexualität, Geburtenkontrolle, Abtreibung, Bio- und Medizin-Ethik als für alle verbindliche Gesetze durchzusetzen. Dabei werden idR diese Normen nicht rational, sondern unter Hinweis auf den christlichen Glauben bzw die Bibel „begründet“. Dabei wird durch selektives Zitieren der Eindruck erweckt, es handele sich bei der Bibel um ein moralisch besonders hochstehendes Buch. Auch gibt es nicht wenige Christen, die meinen, solche Gottesworte stünden im Zweifelsfall über den menschlichen Gesetzen einschließlich dem Grundgesetz. So ist es auch nicht verwunderlich, dass etwa
► die 1995 vom Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe getroffene Entscheidung gegen Kruzifixe in Schulen einfach vom Bayerischen Landtag ignoriert wurde, als er ein Gesetz erließ, das eben die Anbringung dieser Kruzifixe vorschreibt.
► im Gegensatz zum Verfassungsgebot der Trennung von Staat und Kirche der Staat einseitig die christliche Religion fördert, indem er etwa die Gehälter von Bischöfen und anderen kirchlichen Würdenträgern zahlt
► in CDU-regierten Bundesländern es muslimischen Lehrerinnen untersagt wird mit Kopftuch zu unterrichten. Gleichzeitig wird es aber verteidigt, dass etwa Nonnen in christlicher Ordenstracht unterrichten – so als hätte das Bundesverfassungsgericht nie eine Gleichbehandlung aller Weltanschauungen in diesem Punkte gefordert und als gäbe es keinen Art. 3(3) GG "Gleichheit vor dem Gesetz".
► Schüler, die das Grundrecht §7 (2) GG in Anspruch nehmen und sich vom Religionsunterricht abmelden, gezwungen werden, einen Ethik-Unterricht zu besuchen, der unverhohlen christlich ausgerichtet ist. Atheistische Bezüge fehlen vollkommen.
Herr Prof. Buggle zeigte durch seine Arbeiten nun auf, dass die Bibel neben den unstrittig positiven Seiten auch eine Vielzahl völlig inakzeptabler Passagen enthält, die etwa
Unterdrückung der Frau , Sklaverei, Ermordung Andersgläubiger, sogar Völkermord
fordern oder gut heißen.. Damit wird die Bibel entlarvt als ein teilweise sehr grausames Werk aus vordemokratischer Zeit, das in weiten Teilen mit Menschenrechten und Freiheit nicht kompatibel ist – offensichtlich nicht das Werk eines allgütigen Gottes sondern vielmehr das von Menschen mit all ihren Unzulänglichkeiten. Damit wird klar, dass sich auch religiöses Gedankengut den Regeln der Demokratie unterordnen muss, damit die Rechte und Würde Andersdenkender gewahrt bleiben kann. Die Bibel verliert die unverdiente moralische Autorität, die es ihren Anhängern erlaubte, sie als Begründungs- Plazebo für alle möglichen Fragen unserer Gesellschaft zu verwenden.
Religionskritik wie die von Herrn Prof. Buggle erzwingt mithin eine Versachlichung der gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse und eine Aufrechterhaltung demokratischer Werte gegen dogmatische Glaubensgrundsätze. Könnte man den Menschen einen besseren Dienst erweisen?
Damit sind wir wieder bei der Zielsetzung des Ludwig-Feuerbachpreises angekommen. Er will einen Humanismus fördern, der das Wohl des Menschen, und nicht das eines höheren Wesens in den Mittelpunkt rückt, wie es das Zitat Feuerbachs: „Willst du Gutes tun, dann tue es für den Menschen“ ausdrückt.
Damit treffen sich in optimaler Weise die Absichten des Preisstifters mit dem Wirken des diesjährigen Preisträgers.
Hiermit überreiche ich Herrn Prof. Buggle im Namen des bfg Augsburg den Ludwig- Feuerbach-Preis.

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