Der Welt ein Stück Freiheit hinterlassen…
Erinnerung an Gerhard Rampp
mit einer Trauerfeier am Augsburger Westfriedhof am 26.06.2024
Text: Heidi Jovanovic





Am Mittwoch, den 26. Juni 2024, 13.00 Uhr, fand am Augsburger Westfriedhof (Stadtberger Str. 80A) die Urnenbeisetzung und Trauerfeier für den langjährigen bfg-Vorsitzenden Gerhard Rampp statt.

Hier - nun nachdem alle ein wenig dazu kamen, seinen plötzlichen Tod zu verarbeiten und sich in die dadurch angefallenen Verantwortungen einzufinden - als Gedenken, Würdigung und Einstimmung auf die Trauerfeier - ein weiterer kurzer Blick auf sein Leben und die Erinnerungen und Vermächtnisse, die davon bleiben.

Früher Morgen, Anfang Mai. Die Vögel singen - so laut, so vielfältig, so schön wie sie nur im Frühjahr singen.

Niemand von seinen Freunden hätte am Morgen des 4. Mai gedacht, dass der Vogelfreund Gerhard Rampp sie nie mehr hören würde. Vom 16. Oktober 1950 bis 04. Mai 2024 dauerte sein reiches und andere bereicherndes Leben.
Um die 50 Vögel durften einst frei in seinem Wohnzimmer herumfliegen, als seine Frau Monika noch lebte. Danach wurden es immer weniger - wie der Gang des Lebens ist. Am Ende war es nur noch ein Einsamer. Gerhard war im Zweifel, ob er ihm noch einen Compagnon finden sollte, um in ihm kein Gefühl der Einsamkeit aufkommen zu lassen, oder endlich selbst frei wie ein Vogel sein, reisen zu können zu Zielen wie Portugal, die schon lang auf seiner Wunschliste standen ohne realisiert zu werden, da er niemanden fand, dem er die Sorge für seine Vögel hätte übertragen können oder wollen und da sein Leben mit den vielen Funktionen, die er innehatte, stets ein sehr geschäftiges war. Schließlich starb bald auch der letzte Vogel namens Sonny und der Mann, der sich Freiheit wie selten ein anderer auf die Fahnen geschrieben hatte, hatte ein Stück eigene, ganz praktische Freiheit gewonnen. So pflichtbewusst, zugewandt und loyal wie seinen Tieren gegenüber war Gerhard zeitlebens auch seinen Zielen und seinen Weg- und Kampfgefährten gegenüber gewesen. Und recht ähnlich geprägt war oft sein Verhalten ihnen gegenüber - geprägt von Liebe gleichermaßen wie von Vernunft und Zielstrebigkeit. Er verstand es gut, ihnen zu nutzen und sie zu nutzen - ersteres nie ohne seine Grundsätze und Lebensziele aus den Augen zu verlieren, letzteres nie, um eigenen Egoismus, eigene Lust oder Laune zu befriedigen, sondern stets im Licht seiner Ethik und seiner Vision von einer besseren, freieren Welt. Schwierig mochte sich dadurch manche Beziehung mit ihm gestalten, doch wer sich auf ihn einließ und seine Richtung teilte, fand in ihm einen inspirierenden, bereichernden und integren Mitmenschen und -streiter. Es war seine Art, diese Richtung - aus eigener tiefer Überzeugung in deren Richtigkeit und seiner von ihm und den anderen gefühlten Kompetenz heraus - vorgeben zu wollen. Stets war er jedoch offen für den Dialog und die Betrachtung neuer Aspekte und pflegte einen fairen und offenen Führungs- und Gesprächsstil.
Er mag im Dialog manchmal rechthaberisch gewesen sein. Wer mochte es ihm verübeln, so gut unterfüttert mit Wissen und Fakten wie seine Argumente waren. Sein Wissen war enorm und breit gefächert. Die Sicherheit mit der er geschichtliche und statistische Daten und Details im Kopf hatte und vortrug war selbst für einen Gymnasiallehrer mit den Fächern Deutsch, Französisch und Ethik stupend.
Stets hatte er jedoch auch ein offenes Ohr für neue Anliegen und Impulse, die er aufgriff und unterstützte, wenn sie ihm gut ,berechtigt und fundiert erschienen. So erinnern sich die einen an ihn als Vordenker, die anderen als treuen Freund, wieder andere als streitbaren Geist.

Seine Kollegen im Bund für Geistesfreiheit Augsburg sehen ihn als Mann der ersten Stunde und Herz dieser Vereinigung. Sie erinnern sich neben seiner fachlichen Kompetenz und seinem hartnäckigen, geschickten säkularen Engagement auch an schöne, gesellige Stunden mit ihm bei den Treffen im bfg-Zentrum in der Haunstetter Str. 112, an gemeinsame Stammtische und Wanderungen.

Für sie hat auf der Trauerfeier am 26. Juni 2024 der ehemals zweite Vorsitzende Walter Guggemos sprechen.
Haupt-Trauerredner war der Philosoph und Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung Dr. Michael Schmidt-Salomon sein.
Der Inhaber des Alibri-Verlags Gunnar Schedel hat über Gerhard Rampp als Mitbegründer dieses Verlags und wichtiger Mitarbeiter der MIZ sprechen und seine politische Position und Bedeutung beleuchten.

Auch Gerhard Rampps Schul-, Studien- und Arbeitskollege Lothar Sellner hat bei der Trauerfeier kurz das Wort ergreifen. Er erinnerte sich neben der eingangs beschriebenen Tier- und Naturliebe an seine Kollegialität und Intelligenz beim Lernen und Studieren.

Auch zur Trauerfeier wurde die Vorsitzende des bfg München Assunta Tammelleo erwartet. Sie hatte Gerhard Rampp bereits kurz nach seinem Ableben in diesem ausführlichen Nachruf unter dem treffenden Titel „Vielarbeiter im Weinberg der Geistesfreiheit“ gewürdigt. Vom bfg Bayern hatte Frank Riegler kurz das Wort ergriffen
(https://bfg-muenchen.de/node/3617)

Gerhard Rampp war Anfang der 80er Jahre auch Gründungsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), deren Vorstandsmitglied er auch über viele Jahre war. Auch diese hat bereits eine Würdigung seiner Arbeit veröffentlicht:
(https://www.dghs.de/aktuelles/neuigkeiten/artikel/zum-tod-von-gerhard-rampp/)

Funktionen des Verstorbenen in weiteren säkularen Organisationen waren viele Jahre Regionalbeauftragter Bayern für den IBKA, ehemaliger, langjähriger Vorsitzender des bfg Bayern, zeitweise Vorsitzender des bfg München, Unterstützer des Humanistischen Pressedienstes und Beirat und Stifter in der Giordano Bruno Stiftung. Überall brachte er sich mit Eifer und Intelligenz ein, um dieser Welt ein Stück Freiheit zu hinterlassen.

Es lebe die (Geistes-)Freiheit, deren großer Verfechter am 4. Mai 2024 verstarb!




Wer wir sind

Der Bund für Geistesfreiheit (bfg) Augsburg wurde 1911 als "Freireligiöse Gemeinde Augsburg" gegründet, doch die Ursprünge dieser Bewegung und der Bezeichnung gehen bis auf die 1848er Revolution zurück.
In der Weimarer Republik gehörte die Augsburger Gruppe dem Volksbund für Geistesfreiheit an, der vor seiner Auflösung durch die Nazis bundesweit 780.000 Mitglieder hatte und dessen zentrale Themen neben der Auseinandersetzung zwischen Evolutions- und Schöpfungslehre das Recht auf Feuerbestattung und eine eigene Bestattungskultur waren, wie auch das historische Emblem symbolisierte.
Im Oktober 1950 wurde die Augsburger Gruppe neu gegründet. Den Namen Bund für Geistesfreiheit nahm sie 1958 an, weil der Begriff "freireligiös" missverständlich geworden war.
1980 war der bfg Augsburg wesentlich an der Gründung der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS) beteiligt.
Seit 1982, als er nur noch 54 Mitglieder hatte, wuchs der bfg Augsburg wieder stetig an. Am 8. Januar 1990, als er schon wieder rund 200 Mitglieder hatte, wurde ihm die Eigenschaft einer weltanschaulichen Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen. 2011 konnte der bfg Augsburg wenige Wochen vor seinem 100. Geburtstag sein 1000. Mitglied begrüßen. Bis Ende 2018 war er auch Mitglied im Bund für Geistesfreiheit Bayern, aus dem er austrat, weil letzterer plötzlich einen Staatsvertrag mit einer Dotierung in Millionenhöhe aus Steuermitteln anstrebte, während der bfg Augsburg weiterhin für die konsequente Trennung von Staat und Kirche einschließlich dem Ende aller Staatszuschüsse für Kirchen und andere Weltanschauungsgemeinschaften eintritt. Seitdem ist der bfg Augsburg vom Kultusministerium als eigenständige säkulare Weltanschauungsgemeinschaft anerkannt, die inzwischen bayernweit über 2100 Mitglieder hat.
Der Bund für Geistesfreiheit Augsburg war einer der elf Beschwerdeführer, der 2020 beim Bundesverfassungsgericht das Grundrecht auf ein selbstbestimmtes Lebensende durchgesetzt hat. Er bietet in Zusammenarbeit mit der DGHS Beratungen zu Patientenverfügungen und für ein selbstbestimmtes Lebensende an, die schwerpunktmäßig für Mitglieder des bfg und der DGHS gedacht sind.

Jahresrückblick 2023

Nun ist es nahezu komplett, das Jahr 2023. Es war ein Jahr, das uns für Vieles die Augen geöffnet hat. Und es war ein Jahr, in dem die Kirchen weiter an Bedeutung verloren - vielleicht gerade darum. Denn nur eine säkulare, wissenschaftsgestützte und von einer offenen Gesellschaft geprägte Herangehensweise kann den Herausforderungen, die die Entwicklungen des Jahres 2023 an die Menschen stellte, gerecht werden. Der Bund für Geistesfreiheit Augsburg verfolgte diese Herausforderungen und Entwicklungen, diskutierte sie bei seinen Treffen und brachte sich direkt und über die von ihm unterstützten Partnerorganisationen dazu ein. Mehr dazu nach einem kurzen allgemeinen Blick auf das Jahr 2023.


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Ludwig-Feuerbach-Preis 2023

Der bfg Augsburg hat am 09.11.2023 den 6. Ludwig-Feuerbach-Preis an Dr. Gerhard Czermak verliehen.

Dr. Gerhard Czermak
Bild: David Farago


Zur Preisverleihung
Seelsorgegeistlichenpfennig und staatliche Zuwendungen an den bfg

Erfreulicherweise nahm die Mitgliederzahl des Bundes für Geistesfreiheit Augsburg um über 100 zu, was auch finanzielle Auswirkungen hat, die kurioserweise mit dem "Seelsorgegeistlichenpfennig" zu tun hat, auf den hier näher eingegangen werden soll.
Tatsächlich erhielt die katholische Kirche Bayerns bereits im 19. Jahrhundert - zusätzlich zu allen anderen Privilegien - einen staatlichen Zuschuss zur Finanzierung ihrer Pfarrer. Als die Evangelischen gegen diese Bevorzugung protestierten, bekamen sie einen gleich hohen Pro-Kopf-Zuschuss. Nach 1945 dämmerte dem Kultusministerium, dass aus Gleichbehandlungsgründen auch alle kleinen religiösen oder weltanschaulichen Körperschaften den gleichen Zuschuss erhalten müssen, denn laut Grundgesetz darf der Staat keine Konfession bevorzugen. Derzeit beläuft sich der Betrag auf 6,84 Euro je bayerischem Mitglied, was bei den Kirchen 45 bzw. 15 Millionen Euro ausmacht und etwa 10 Prozent der Pfarrergehälter deckt.

Der Bund für Geistesfreiheit Augsburg kämpft - leider im Gegensatz zu manch anderem säkularen Verband - darum, diese Subventionierung abzuschaffen, weil sie sachlich durch nichts zu rechtfertigen ist und die weltanschaulich überhaupt nicht Organisierten benachteiligt. Da der bfg Augsburg aber die Macht dazu nicht hat, wird er bis dahin die ihm zufließenden Mittel nutzen um weltliche humanistische Einrichtungen zu unterstützen. Daher haben wir in 2019 den Humanistischen Pressedienst (hpd) sowie den Aufbau einer demokratischen, selbstbestimmten und (im Sinne von Art. 7 Abs. 3 des Grundgesetzes) bekenntnisfreien Schule mit jeweils einem vierstelligen Betrag gefördert. Ebenso unterstützen wir z. B. die Arbeit des Instituts für Weltanschauungsrecht (IFW) und einzelne juristische Verfahren, in denen es um fragwürdige kirchliche Privilegien geht. Dabei werden wir aber die Abschaffung dieses Seelsorgegeistlichenpfennigs nicht aus den Augen verlieren.
Jedenfalls ist klar, dass jedes zusätzliche bfg-Mitglied den Säkularisierungsprozess unserer Gesellschaft unterstützt.
Aktion:

Der bfg Augsburg übernimmt die Kirchenaustrittsgebühr für Jugendliche und Geringverdiener in Bayern

Der Bund für Geistesfreiheit Augsburg bietet Menschen im Freistaat Bayern die Möglichkeit an die Kirchenaus­tritts­gebühr, die fast überall 35 Euro beträgt, zu übernehmen. Voraussetzung dafür ist eine Mitgliedschaft im bfg-Augsburg. Hierzu reicht auch die beitragsfreie Solidaritätsmit­glied­schaft aus. Damit wollen wir Menschen ohne eigenes oder mit geringem Einkommen den Schritt erleichtern, sich von den Kirchen zu trennen. Wer also beim Einwohnermeldeamt seinen Austritt erklärt hat und dort die Kirchenaustritts­gebühr bezahlt hat und bei uns Mitglied wird, erhält die Rückerstattung der Gebühren durch den bfg-Augsburg.

Voraussetzung: Sie stellen den Antrag auf Rückerstattung zusammen mit der Beitrittserklärung zum bfg und einer Kopie der Austrittsbescheinigung spätestens 14 Tage nach Ihrem Kirchenaustritt.

Der Bund für Geistesfreiheit ist eine Weltanschauungsgemeinschaft in der Tradition der europäischen Aufklärung.
Er vertritt die Interessen und Rechte von Konfessionslosen. Das Selbstverständnis seiner Mitglieder beruht auf der Lebensauffassung des weltlichen Humanismus.

Beiträge und Spenden an den bfg Augsburg sind steuerlich absetzbar!


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